Wandelnde Blätter – Haltung, Pflege und Zucht im Terrarium

Wandelnde Blätter – Haltung, Pflege und Zucht im Terrarium

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Ein Tier, dass das Tarnen fast schon perfektioniert hat – das Wandelnde Blatt. Diese faszinierenden Insekten werden zu Recht von einigen Menschen enthusiastisch gehalten und gezüchtet.
Daher möchte ich dir in diesem Artikel gerne einmal zeigen, worauf es bei der Haltung von Wandelnden Blättern ankommt und welche Arten es von diesen faszinierenden Insekten gibt. 

Optische Merkmale und Besonderheiten von Wandelnden Blättern

Optische Merkmale von Wandlenden Blättern
Bild und Tier von: La Bête Noire

Der deutsche Name von Wandelnden Blättern beschreibt diese Tiere eigentlich schon sehr genau. Im Grunde genommen handelt es sich um Insekten, die einem frischen oder auch leicht verwelkten Blatt zum Verwechseln ähnlich sehen. 

Der Körper der Tiere ist stark abgeflacht und die Musterung des Rückens entspricht der Maserung von gewöhnlichen Blättern. Diese Beschreibung trifft jedoch nur auf die Weibchen dieser Tiere zu. Die meisten Männchen der Wandelnden Blätter sind weder derart flach, noch haben sie dieselbe Körperbreite wie die Weibchen.
Demnach kann man sagen, dass die Weibchen die besseren Tarnungskünstler sind. 

Selbst die Beine dieser Tiere sind auf ihre Tarnung ausgelegt. Sie haben nämlich an jedem Glied eine kleine blattähnliche Ausprägung. Damit ist es fast unmöglich, ein Wandelndes Blatt in einem Busch oder einer Pflanze zu finden. 

Welche Arten von Wandelnden Blättern gibt es?

Insgesamt gibt es inzwischen etwas über 50 entdeckte Arten von Wandelnden Blättern. Dabei muss aber gesagt sein, dass nur ein Bruchteil dieser in der Terraristik und somit in der Privathaltung vorkommen. 

Die bekanntesten Vertreter sind dabei Phyllium philippinicum (Philippinisches Wandelndes Blatt), Phyllium giganteum (Großes Wandelndes Blatt) und Phyllium ericoriai. Natürlich werden auch vereinzelt noch andere Arten dieser interessanten Insekten gehalten.

Wenn du speziell mehr zu Phyllium philippinicum lesen möchtest, habe ich hier einen Artikel für dich:

Im Grunde genommen kann man aber sagen, dass sich die Haltung der verschiedenen Wandelnden Blätter nicht besonders voneinander unterscheidet. Die größten Unterschiede liegen besonders bei Phyllium giganteum in der Größe, im Vergleich zu ihren anderen Verwandten. 

Wie groß kann ein Wandelndes Blatt werden?

Wandelnde Blätter auf einem Brommbeerblatt
Bild und Tiere von: La Bête Noire

Wie groß Wandelnde Blätter werden können, hängt natürlich von der genauen Art ab. Das größte uns bekannte Wandelnde Blatt ist jedoch Phyllium giganteum (Großes WandelndesBlatt), was eine Gesamtlänge von bis zu 12 Zentimetern erreichen kann. 

Andere Vertreter wie Phyllium phillippinicum oder Phyllium ericoriai werden mit etwa acht bis neun Zentimetern Länge deutlich kleiner.
Dazu muss man sagen, dass bei so ziemlich jeder Art der Wandelnden Blätter die Weibchen deutlich größer und massiger als die Männchen werden. 

Wie alt werden diese Insekten?

Wie die meisten Insekten werden auch Wandelnde Blätter nicht besonders alt. Vom Schlupf bis zum adulten Stadium dauert es bei den Weibchen je nach Art etwa acht bis zwölf Monate. Bei den Männchen ist dies meist schon nach vier bis sechs Monaten vollzogen.

Die darauffolgende Lebensspanne liegt bei Weibchen bei etwa sechs Monaten. Männchen sterben nach der Adulthäutung oftmals bereits nach einigen Wochen.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass Wandelnde Blätter bis zu 1,5 Jahre alt werden können.

Wandelndes Blatt – Haltung im Terrarium

Wandelndes Blatt im Terrarium

Wer Wandelnde Blätter im Terrarium halten möchte, der sollte natürlich ein paar wichtige Dinge beachten. Zunächst einmal brauchen diese Insekten auch einen gewissen Platz. Viel wichtiger sind aber die klimatischen Bedingungen.
Auf diese und weitere wichtige Punkte werde ich im Folgenden detailliert eingehen. 

Die richtige Größe des Terrariums

Wenn es um die richtige Größe des Terrariums bei Wandelnden Blätter geht, stellt sich zunächst erstmal die Frage, welche Art du konkret halten möchtest. Phyllium giganteum braucht nämlich ein Terrarium mit mindestens 30x30x40 (LxBxH) Zentimeter, wohingegen Phyllium philippinicum und Phyllium ericoriai bereits mit 30x30x30 (LxBxH) Zentimetern zufrieden wären. 

Hierbei sei natürlich gesagt, dass umso mehr Tiere man halten möchte, desto größer sollte natürlich auch das Terrarium sein. Grundsätzlich gibt es sowieso kein “zu groß” bei einem Terrarium.

Temperatur und Luftfeuchtigkeit

Da Wandelnde Blätter aus tropischen Gebieten stammen, sollte natürlich auch das Klima im Terrarium entsprechend angepasst werden. Für eine ideale Haltung empfiehlt sich eine Tagestemperatur von etwa 25 bis 28 Grad Celsius im Terrarium. Nachts kann die Temperatur auf bis zu 21 Grad Celsius fallen. 

Als Wärmequelle tagsüber würde ich dir eine UV-Wärmelampe empfehlen. Bereits kleinere Modelle müssten bei einem Terrarium dieser Größe entsprechende Temperatur erzeugen können. Sollte die Raumtemperatur nachts auf unter 21 Grad Celsius sinken, würde ich für die Beheizung nachts eine Wärmematte oder einen einstellbaren Wärmestrahler empfehlen. 

Die Luftfeuchtigkeit sollte etwa bei 70 bis 80 Prozent liegen. Das wird am besten durch das Sprühen von lauwarmen Wasser abends erreicht. Da die Luftfeuchtigkeit relativ konstant sein sollte, ist es wichtig, dass du täglich mit einer Sprühflasche sprühst. Achte aber darauf die Tiere nicht unbedingt direkt anzusprühen.
Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit im Terrarium ist es ebenfalls sehr wichtig eine gute Belüftung zu haben, da die Folge sonst Staunässe und demnach Schimmel sein könnte. 

Ideale Einrichtung für Wandelnde Blätter

Die Einrichtung für das Terrarium von Wandelnden Blättern ist recht simpel. Zunächst einmal kann man sich überlegen, welchen Bodengrund man gerne hätte. Optisch ansprechender und natürlich auch feuchtigkeitsspeichernd wäre so etwas wie Kokoshumus.

Deutlich einfacher zu reinigen sind hingegen Küchentücher. Da sich Wandelnde Blätter ohnehin nie am Boden aufhalten, ist es auch möglich, den Bodengrund bestehend aus diesen zu gestalten. 

Wer möchte, kann jetzt noch eine Kork-Rückwand in das Terrarium einsetzen. Auch das dient natürlich wiederum der Optik, hilft aber auch dabei, die Luftfeuchtigkeit aufrechtzuerhalten.

Zum Schluss kann man jetzt noch kleinere Äste an der Wand anbringen. Diese können den Tieren dabei helfen, sich barrierefrei im Terrarium zu bewegen. 

Fütterung: Was fressen Wandelnde Blätter?

Ab hier wird es jetzt recht einfach, da Wandelnde Blätter bezüglich ihrer Nahrung absolut nicht wählerisch sind. Tatsächlich kann man diese Insekten nämlich mit einfachen Brombeerblättern, Himbeerblättern oder auch Eichenblättern füttern. 

Dazu schneidest du etwa 20 bis 30 Zentimeter lange Zweige der Pflanzen ab. Diese sollte im besten Fall sowohl ausgereifte Blätter als auch frische Triebe enthalten. Diese Äste kannst du dann (ähnlich wie Schnittblumen) in eine kleine Vase oder ein Glas mit Wasser stellen und im Terrarium unterbringen. 

Sobald die Blätter gefressen oder verwelkt sind, sollten sie gewechselt werden. Achte auch darauf, dass die Öffnung nach unten zum Wasser nicht allzu groß ist, sodass kein Tier versehentlich hineinfallen kann. 

Vergesellschaftung: Kann man Wandelnde Blätter zusammen halten?

Kurz gesagt: Ja! Wandelnde Blätter lassen sich problemlos in kleineren Gruppen halten. Wichtig ist hierbei natürlich, dass entsprechend Platz und Futter vorhanden ist. 

Besonders wenn es an Nahrung mangelt, kann es nämlich passieren, dass sich die Tiere gegenseitig anknabbern. 

Zucht: Was muss man beachten?

Mehrere Wandelnde Blätter in der Hand
Bild und Tiere von: La Bête Noire

Auch die Zucht von Wandelnden Blättern stellt keine allzu große Herausforderung dar. Es gibt sogar Arten, die sich parthenogenetisch fortpflanzen. Das bedeutet im Grunde, dass die Weibchen kein Männchen brauchen, um befruchtete Eier legen zu können.
Hierzu muss man jedoch sagen, dass es bei den meisten Arten nur eine Vermutung ist, dass diese zur Parthenogenese fähig sind. Bei Arten wie Phyllium giganteum konnte es jedoch schon nachgewiesen werden.

Ansonsten reicht es völlig aus, wenn man ein geschlechtsreifes Männchen zu einem oder mehreren geschlechtsreifen Weibchen setzt. Die Tiere werden sich paaren und das Weibchen legt nach erfolgreicher Befruchtung bis zu 10 Eier täglich. 

Anschließend sollte man die Eier inkubieren. Im Grunde genommen bedeutet das aber nur, dass die Eier in eine belüftete Plastikbox gelegt und bei etwa 27 Grad Celsius “gelagert” werden sollten. Je nach Art kann es bis zu acht Monate dauern, bis die kleinen Nymphen schlüpfen. 

Wo kann man Wandelnde Blätter kaufen?

Online findet man extrem viele verschiedene Angebote um Wandelnde Blätter zu kaufen. Es gibt beispielsweise unzählige Facebook-Gruppen, Foren oder auch offizielle Händler wie beispielsweise home-of-insects.com, die diese Tiere anbieten. 

Oftmals ist es auch sehr spannend, wenn man sich die Eier der Tiere kauft und diese selbst ausbrütet. Auf diese Weise erlebt man den gesamten Lebenszyklus dieser Insekten live mit. 

Fazit: Ist die Haltung von Wandelnden Blättern für Anfänger geeignet?

Zum Schluss dieses Artikels möchte ich noch darauf eingehen, ob ich finde, dass Wandelnde Blätter Haustiere für Anfänger oder gar Kinder sind. Und an dieser Stelle  kann ich diese Frage mit einem klaren “ja” beantworten. 

Wandelnde Blätter sind in ihrem Pflegeaufwand sehr gering, absolut nicht gefährlich und sehr günstig zu halten. Somit eignen sie sich ideal für Menschen, die bisher noch wenig bis keine Erfahrungen mit exotischen Tieren sammeln konnten und gerne in diese faszinierende Welt eintauchen möchten.

Falls dich an der Stelle noch die Haltung von Stabheuschrecken interessiert, dann schau dir gerne diesen Artikel dazu an:

Ich freue mich, wenn ich dir in diesem Artikel einen Einblick in die Haltung von Wandelnden Blättern geben konnte. Solltest du an dieser Stelle noch Fragen oder Anregungen haben, schreibe mir gerne einen Kommentar. 

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